Kosten und Nutzen bei einem Überholmanöver durch Lastwagen stehen in keinem Verhältnis.
Obwohl der Strassentransport für ca. 20% der CO2-Emissionen verantwortlich ist, gibt es bis heute keine Standards bei den Treibhausgasemissionen. Das hat dazu geführt, dass Firmen wie Nestlé, Philips oder DB Schenker in einem Schreiben die EU aufgefordert haben, solche Standards in den nächsten zwei Jahren einzuführen. Der Fokus wird dabei auf die Senkung des Treibstoffverbrauchs gelegt, welcher – so die Unternehmen – bis zu USD 10‘000.- pro Jahr und Lastwagen ausmachen kann.
Der Schweizerische Nutzfahrzeugverband ASTAG hat bereits frühzeitig reagiert und bietet ein entsprechendes Ausbildungsprodukt an. QualiDrive soll den Treibstoffverbrauch senken und die Nachhaltigkeit fördern. Dies lässt sich unter anderem durch einen verbesserten Fahrstil erreichen. Die ersten Erfahrungen mit QualiDrive sind vielversprechend. So berichtet ein Transportunternehmer von jährlichen Einsparungen beim Treibstoff von 200‘000 Litern und mehr als 535 Tonnen CO2.
In der Praxis wird dieser Erkenntnis leider noch nicht überall Beachtung geschenkt.
Vermutlich hat der billige Dieselpreis dazu geführt, dass Lastwagen vermehrt auf der Überholspur anzutreffen sind.
Dabei wird oft verkannt, dass Kosten und Nutzen bei einem Überholmanöver durch Lastwagen in keinem Verhältnis stehen. Auf 100km und einer Geschwindigkeit von 88km/h beträgt die zeitliche Einsparung gegenüber 80km/h gerade einmal 6 Minuten, aber dafür werden 11% mehr Dieseltreibstoff benötigt und die Umwelt stärker belastet.
LKW A 80km/h – LKW B 88km/h = 6 Minuten schneller + 11% mehr Diesel
Ein Lastwagen, der mit 80km/h fährt und von einem Lastwagen mit 85km/h überholt wird, benötigt eine Strecke von 1.5 Kilometer, bis er das Überholmanöver abgeschlossen hat.
LKW A 80km/h wird von LKW B 88km/h überholt = 1500m auf der Überholspur
Kommt dazu, dass der Verkehrsfluss abrupt gestört wird und das Unfallrisiko zunimmt. Kosten und Emissionen steigen überproportional. Dem Firmenimage dürfte das ebenfalls nicht gerade förderlich sein. Unklar bleibt zudem, wie sich das Verhalten auf den Treibstoffverbrauch und den CO2-Ausstoss auf die Personenwagen auswirken, die nach Abschluss des Überholmanövers wieder beschleunigen.
Wir haben die Daten auf der Strecke Kriegstetten – Baden – Kriegstetten vom September 2015 bis Juli 2016 ausgewertet.
Fazit:
Es besteht eine Diskrepanz zwischen dem, was Firmen bezüglich Ökologie und Nachhaltigkeit auf der Homepage angeben und teilweise mit Zertifikaten dokumentieren und was dann auf der Strasse tatsächlich passiert.
Auffallend bei 2 Unternehmen ist, dass deren Lastwagen sich auch öfters gegenseitig überholt haben.
Ein Unternehmen fällt mit 25% aller erfassten Lastwagen auf der Überholspur besonders auf.
Bei den meisten Fahrzeugen handelt es sich um Lebensmitteltransporte.
Bei der dreispurigen Autobahn zwischen den Verzweigungen Härkingen und Wiggertal kommt es tendenziell zu mehr und längeren Lastwagenrennen. Nicht zuletzt vermutlich darum, weil hier die Strecke leicht ansteigt.
Seit Jahren beklagen sich die Verantwortlichen der Transportbranche über Preisdruck und die kleine Rendite.
Aufgrund unserer Auswertungen scheint diese Aussage nicht für alle Unternehmen zu stimmen.
Bald stehen wieder Verhandlungen über die Transportpreise an. Gerne unterstützen wir Sie dabei mit unserem Wissen.
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